top of page

Fachkräftemangel mit Design Thinking beheben

Aktualisiert: 26. Jan.

Fachkräftemangel: Eine Herausforderung braucht kreative Lösungen


Wenn wir über zukunftsfähige Unternehmen sprechen, legen wir den Fokus gern auf das große Ganze: Digitalisierung, Klima, Geopolitik. Unternehmen fragen hier aber ganz explizit nicht nach den großen und langfristigen Herausforderungen, sondern nach dem, was heute ist:


Fachkräftemangel!

Ein paar Lösungsansätze mit Beispielen haben wir euch mal aufgeschrieben.


Fachkräftemangel mit Design Thinking lösen
Recruiting Tree aus Design Thinking Projekt

Fachkräftemangel braucht keine Zukunftskompetenz.

Fachkräftemangel braucht Gegenwartskompetenz!


Um mit den gegenwertigen Herausforderungen umzugehen, gibt es gute, strategische Herangehensweisen, die über Jahre erprobt sind. Man muss sie nur anwenden.

Mit Innovationsasätzen wie Design Thinking ist es uns schon häufig gelungen, das Recruiting eines Unternehmens neu zu denken, aber auch die Unternehmensstruktur so anzupassen, dass das Fachkräfteproblem weniger stark ausfällt.


Unternehmen stehen vor einer paradoxen Situation: Einerseits eröffnen sich durch die Digitalisierung und Globalisierung ungeahnte Möglichkeiten für Wachstum und Innovation. Andererseits ist der Mangel an qualifizierten Fachkräften zu einem gravierenden Hindernis geworden, das diese Potenziale zu ersticken droht.


Besonders betroffen sind Branchen wie die IT, die Ingenieurwissenschaften und handwerkliche Berufe, aber auch die Pflege und die Berufe, die wir seit der Pandemie als "systemrelevant" begreifen.


Dieser Fachkräftemangel stellt nicht nur ein betriebswirtschaftliches Problem dar, sondern wirkt sich auch auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung aus.

Vor diesem Hintergrund gewinnt ein Ansatz, der seine Wurzeln in der Produktentwicklung und dem Innovationsmanagement hat, zunehmend an Bedeutung: Design Thinking.


Ursprünglich entwickelt, um Produkte und Dienstleistungen besser auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer abzustimmen, zeigt sich, dass Design Thinking auch im Bereich des Human Resource Managements eine Schlüsselrolle spielen kann. Indem Unternehmen lernen, ihre Rekrutierungsstrategien durch die Linse des Design Thinkings zu betrachten, können sie nicht nur effektiver auf den bestehenden Fachkräftemangel reagieren, sondern auch langfristig resiliente und adaptive Personalstrukturen aufbauen.


Der Kern des Design Thinking im Kontext des Recruitings liegt darin, nicht nur offene Stellen zu besetzen, sondern ein tiefgreifendes Verständnis für die Bedürfnisse, Motivationen und Karriereaspirationen potenzieller Mitarbeiter zu entwickeln. Es geht darum, den Rekrutierungsprozess als einen kreativen, iterativen Prozess zu begreifen, der weit über das herkömmliche Posten und Besetzen von Stellenanzeigen hinausgeht.


Weitergehend braucht es auf Seite des Unternehmens ein bisschen Demut vor der Tatsache, dass wir seit geraumer Zeit einen Arbeitnehmermarkt haben und keinen Arbeitgebermarkt mehr. Das fällt vielen Arbeitgebern nach wie vor schwer zu akzeptieren. Denn nicht die Arbeitnehmerin darf froh sein dass sie einen Job hat. Der Arbeitgeber, darf froh sein, wenn jemand bereit ist, für ihn zu arbeiten. Das hat massive Auswirkungen auf das Arbeitsplatzdesign. Hier muss man sich schon Mühe geben und einen guten Fit zu den Mitarbeitenden herstellen.


Wer das beste Arbeitsplatzdesign hat, gewinnt!


Design Thinking im Recruiting

Ein Innovationsansatz im Kampf gegen den Fachkräftemangel


Design Thinking im Recruiting ist mehr als nur ein Buzzword; es ist eine fundamentale Neuausrichtung, wie Unternehmen Talente anziehen und binden. Dieser Ansatz erfordert ein Umdenken – weg von traditionellen Rekrutierungsstrategien hin zu einem Prozess, der die Bedürfnisse und Perspektiven potenzieller Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellt.


Der klassische Design Thinking Ansatz hat 6 Prozessschritte. Im Recruiting erhöhen wir auf 9:


Schritt 1: Verstehen


Im ersten Schritt geht es darum, das Problem des Fachkräftemangels vollständig zu erfassen. Unternehmen müssen über den Tellerrand blicken und verstehen, warum bestimmte Positionen schwer zu besetzen sind. Ist es der Standort, das Gehalt, die Unternehmenskultur? Der Purpose? Der Umgang mit Mensch und Planet? Die Zukunftsfitness des Unternehmens? Oder etwas anderes? Eine umfassende Problemdefinition ist der Schlüssel zu zielgerichteten Lösungen.


Schritt 2: Beobachten


Hier werden Daten und Einsichten über die Zielgruppe gesammelt. Unternehmen sollten den Markt analysieren, Konkurrenzbeobachtungen durchführen und direktes Feedback von aktuellen und potenziellen Mitarbeitern einholen. Dieser Schritt hilft, blinde Flecken in der eigenen Rekrutierungsstrategie aufzudecken.


Schritt 3: Sichtweise definieren


In diesem Schritt wird eine Persona entwickelt – ein prototypischer Kandidat mit spezifischen Merkmalen und Bedürfnissen basierend auf echten Personen. Keine Annahmen. Kein "14 - 49, heterosexuell, 2 Kinder". Sondern ein realistisches Bild einer realistischen Person mit realen Probleme. Dies hilft, die Rekrutierungsstrategie auf die wirklichen Bedürfnisse der Zielgruppe auszurichten und nicht nur aus der Perspektive des Recruiters oder der Chefin zu schauen.


Schritt 4: POV-Fragen erstellen


Point-of-View (POV)-Fragen sind darauf ausgerichtet, die Perspektive der Persona zu verstehen und zu definieren. Durch diese Fragen können Unternehmen herausfinden, was potenzielle Mitarbeiter wirklich suchen und benötigen.

Hier haben wir ein Template und eine Anleitung, wie so etwas aussieht: "How might we"-Fragen – wie wenden wir sie an?


Schritt 5: Ideenfindung


In dieser kreativen Phase werden Ideen gesammelt, wie das Unternehmen attraktiver für potenzielle Kandidaten werden kann. Brainstorming-Sessions mit Mitarbeitenden verschiedener Abteilungen können hier besonders fruchtbar sein.


Schritt 6: Prototypen entwickeln


Basierend auf den gesammelten Ideen werden einfache, kostengünstige Prototypen von Rekrutierungsstrategien entwickelt. Diese könnten innovative Stellenanzeigen, neue Ansätze in sozialen Medien oder Änderungen im Bewerbungsprozess sein. Es können aber auch neue Arbeitsplatzdesigns, oder ganze Team-Prozesse sein. Wichtig ist hier, es nicht zu übertreiben. Prototypen haben den Sinn und Zweck, Ideen in ihrer gröbsten Form mal anfassbar zu machen und neue Daten zu sammeln, ehe man viel Zeit und Geld investiert, ohne zu wissen, ob man auf dem richtigen Weg ist.


Design Thinking Workshop Material Prototyping Makerbox
 

In diesem Artikel wird erklärt, welche Design Thinking Beispiele es gibt und mit einem Negativ-Beispiel, erklärt, was passiert, wenn man seine Annahmen nicht testet: 20+ Design Thinking Beispiele aus der Praxis

 

Schritt 7: Testen


Die entwickelten Prototypen werden in der Praxis getestet. Feedback von Bewerberinnen und Mitarbeitern ist in dieser Phase entscheidend, um die Wirksamkeit der neuen Ansätze zu bewerten.



Schritt 8: Verfeinern


Auf Basis des Feedbacks werden die Prototypen angepasst und verbessert. Dieser iterative Prozess sorgt dafür, dass die Rekrutierungsstrategie kontinuierlich optimiert wird.


Schritt 9: Starten


Schließlich wird die verfeinerte Strategie umgesetzt. Doch auch nach dem Start ist es wichtig, den Prozess regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um langfristigen Erfolg zu sichern.


Praktische Anwendung von Design Thinking im Recruiting

Innovative Rekrutierungsstrategien für eine veränderte Arbeitswelt


Design Thinking bietet einen Rahmen, um dem Fachkräftemangel kreativ zu begegnen. Das ermöglicht es Unternehmen, über traditionelle Strategien hinauszudenken und individuell zugeschnittene Lösungen zu entwickeln.


Beispiel: Das Image des "normalen Facharbeiters"


Ein entscheidendes Problem in vielen Branchen ist das sinkende Ansehen manueller oder nicht akademischer Berufe. Durch gezielte Kampagnen, die das Image dieser Berufe aufwerten und die Bedeutung ihrer Arbeit hervorheben, können Unternehmen das Interesse an diesen Berufen neu entfachen.


Individuelle Lösungen für individuelle Herausforderungen


Jedes Unternehmen hat seine eigene Kultur, Werte und Bedürfnisse. Deshalb ist es wichtig, Rekrutierungsstrategien zu entwickeln, die auf diese spezifischen Eigenschaften zugeschnitten sind. Kreative Lösungen können von unkonventionellen Stellenanzeigen bis hin zu personalisierten Mitarbeiterbenefits reichen.


Einbeziehung des eigenen Teams


Ein oft übersehener Aspekt ist die Einbeziehung des bestehenden Teams in den Rekrutierungsprozess. Mitarbeiter kennen die Unternehmenskultur und die Anforderungen ihrer Arbeit am besten. Ihre Einblicke und Ideen können dazu beitragen, die Rekrutierungsstrategie wesentlich effektiver zu gestalten.


Der Schlüssel liegt in der kreativen, empathischen und nutzerzentrierten Herangehensweise.


Praktisches Design Thinking Beispiel: Fachkräftemangel in der Pflege überwinden –Innovative Lösungen im Bereich der Pflege


Ein herausragendes Beispiel für die Anwendung von Design Thinking im Kontext des Fachkräftemangels bietet die Zusammenarbeit zwischen der Diakonie Nord-Nord-Ost und TOOLS FOR TOMORROW. Konfrontiert mit der gewaltigen Aufgabe, für ein neues Pflegeheim und eine Kita 150 Fach- und Pflegekräfte punktgenau einzustellen, griff das Unternehmen auf Design Thinking zurück, um dieses scheinbar unlösbare Problem zu bewältigen.


Herausforderung und Problemstellung


Die Pflegebranche leidet besonders unter dem Fachkräftemangel, was die Aufgabe der Diakonie Nord-Nord-Ost noch schwieriger machte. In einer Branche, die von komplexen politischen und sozialen Rahmenbedingungen geprägt ist, galt es, kreative und effektive Lösungen zu finden.


Design-Thinking-Ansatz


Das von Simon Steiner und Stephan Matzdorf geführte Design-Team von TOOLS FOR TOMORROW führte umfassende Recherchen und Experteninterviews durch. Dabei konzentrierten sie sich darauf, die tieferen Ursachen des Fachkräftemangels in der Pflege zu verstehen. Die Suche nach Analogien in anderen Bereichen half dabei, innovative Lösungsansätze zu entwickeln.


Lösung und Ergebnis


Das Ergebnis war eine komplexe "Recruiting-Architektur", die in die gesamte Unternehmensstruktur integriert wurde. Schmerzpunkte am Arbeitsplatz wurden identifiziert und eliminiert. Durch die Nutzung ihrer Vorreiterrolle in der digitalen Transformation konnte die Diakonie Nord-Nord-Ost beispielsweise KI-gestützte Dienstpläne entwickeln, die sich an den individuellen Bedürfnissen der Pflegekräfte orientierten. Diese Maßnahmen verbesserten nicht nur die Lebensqualität der Pflegekräfte, sondern auch die Pflegequalität, da mehr Zeit für die eigentliche Pflegearbeit blieb.


Ein Schlüsselelement in dieser Architektur war der "Recruiting Tree", eine Struktur analog zu einem Sales Funnel. Dieser ermöglichte es, jeden Berührungspunkt mit der Einrichtung in einen effektiven Bewerbungsprozess umzuwandeln. Das innovative "Jobwechselkit" reduzierte die Komplexität des Bewerbungsprozesses und machte es für potenzielle Bewerber so einfach und unkompliziert wie möglich, sich zu bewerben.


Durch diese Maßnahmen gelang es der Diakonie Nord-Nord-Ost, erfolgreich die benötigten Fach- und Pflegekräfte zu gewinnen. Sie demonstrierten, wie eine Organisation durch kreatives Denken und Empathie den Fachkräftemangel effektiv bewältigen kann, indem sie sich als attraktiver und wertschätzender Arbeitgeber positioniert.



 
 

Fazit:


Der Fachkräftemangel stellt für viele Unternehmen eine bedeutende Herausforderung dar, doch wie die Beispiele zeigen, bietet Design Thinking einen wirkungsvollen Ansatz, um diesem Problem zu begegnen. Durch das Verstehen der Bedürfnisse und Perspektiven potenzieller Mitarbeiter, die Entwicklung kreativer Lösungen und das Testen und Anpassen dieser Lösungen, können Unternehmen schneller effektivere und ansprechendere Rekrutierungsstrategien entwickeln, aber auch ihr Arbeitsplatz-Design überdenken und maßgneschneiderte, attraktive Arbeitsplätze anbieten.


Die Praxisbeispiele zeigen, wie gut Design Thinking in der Praxis auf knifflige Herausforderungen anwendbar ist. der es Unternehmen ermöglicht, sich in einem hart umkämpften Arbeitsmarkt zu differenzieren und die besten Talente anzuziehen.


Wir ermutigen alle, Design Thinking in Ihre Rekrutierungsstrategien zu integrieren. Beginnen Sie damit, die Bedürfnisse Ihrer potenziellen Mitarbeiter zu verstehen. Entwickeln Sie kreative Lösungen, um sie anzusprechen, und passen Sie Ihre Strategien kontinuierlich an, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Der Fachkräftemangel ist zweifellos eine große Herausforderung, aber durch kreatives und empathisches Denken können Unternehmen effektive Lösungen finden und umsetzen.


Wir helfen gern dabei!




42 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Charette Methode im Design Thinking

Was ist die Charette Methode im Design Thinking? Die Charette Methode ist eine strukturierte Technik im Design Thinking, die dazu dient, Informationen, Wissen und Erfahrungen des Projektteams in einer

bottom of page