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Nach VUCA kommt BANI – willkommen in einer Welt geprägt vom Chaos

Aktualisiert: 27. Nov. 2023

Führungsstrategien für eine sich wandelnde Welt: Das BANI-Modell

Wie Organisationen das BANI-Konzept erfolgreich einsetzen können


In einer sich stetig verändernden Welt ist das bisherige VUCA-Modell nicht mehr ausreichend. An seine Stelle tritt das BANI-Modell, das neue Perspektiven und Lösungsansätze bietet. Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, gibt eine Einführung in das BANI-Konzept und erläutert, wie es im betrieblichen Kontext angewendet werden kann.

Die VUCA-Welt der Vergangenheit und das VUCADD-Modell Das VUCADD-Modell diente als Leitfaden, um die Herausforderungen einer unbeständigen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Welt zu verstehen und zu bewältigen.

Ursprünglich vom US Army War College entwickelt, bezog sich VUCA auf die Schwierigkeiten, die sich aus den Veränderungen nach dem Kalten Krieg ergaben. Das Akronym fand seinen Weg in die Management- und Führungsliteratur und wurde an Business Schools gelehrt. Im Laufe der Zeit erfuhr das Modell Anpassungen und Erweiterungen durch angesehene internationale Forscher.

Das VUCADD-Modell charakterisierte eine globalisierte und digitalisierte Wirtschaft, die folgende Eigenschaften aufwies:


Volatilität


Die Märkte, Aktienkurse, Geschäftsstrategien und Kundenanforderungen sind von starken Schwankungen geprägt. Unternehmen sind gezwungen, immer schneller auf diese unvorhersehbaren Veränderungen zu reagieren.


Ungewissheit


Langfristige Prognosen und Planungen gestalten sich in der VUCA-Welt zunehmend schwieriger, was zu einer erhöhten Instabilität und Unsicherheit sowohl in Organisationen als auch bei den betroffenen Menschen führt.


Komplexität


Die VUCA-Welt wird immer komplizierter, da Globalisierung und Digitalisierung eine Vielzahl von Verbindungen zwischen den unterschiedlichsten Akteuren auf den Märkten schaffen. Einfache Ursache-Wirkungs-Beziehungen existieren kaum noch, alles ist miteinander verknüpft und zunehmend undurchschaubar.


Ambiguität


In einer komplexen Welt gibt es keine klaren Grenzen oder eindeutigen Antworten. Jede Situation kann auf verschiedene Weise betrachtet und interpretiert werden. Die Bestimmung von Ursachen und das Abschätzen von Auswirkungen werden immer herausfordernder.


Diversität


Unternehmen beschäftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlichsten Hintergründen, Weltanschauungen und Erfahrungen, etwa durch unterschiedliche Herkunft, Geschlecht oder Sozialisation. Diese Unterschiede können als Vorteil und Chance genutzt werden, um Kreativität und Innovationskraft zu fördern.


Dynamik


Die rasante Entwicklung und Dynamik der Märkte stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen: Sie müssen agiler und flexibler handeln. Hierarchien und Abteilungsgrenzen werden aufgebrochen, agile Organisationsstrukturen und Arbeitsprozesse gewinnen an Bedeutung.


Das VUCA-Modell dient als Werkzeug für Unternehmen und Organisationen, um die Herausforderungen der heutigen Welt zu bewältigen und Führungskräften Strategien für den Umgang mit Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit zu entwickeln.


Das BANI-Modell im Zeitalter des Chaos:


Wirtschaftliche Führung in einer immer unübersichtlicheren Welt


Das BANI-Modell skizziert eine neue Realität, in der traditionelle Werte und Regeln ihre Gültigkeit verlieren. Im VUCA-Konzept sind alle Aspekte volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig.


BANI ist eine Weiterentwicklung von VUCA(DD) und kann daher noch mehr Herausforderungen bereithalten.

Laut Jamais Cascio hat das Akronym im 21. Jahrhundert und in den 2020er Jahren seine Relevanz verloren. In seinem Essay „Facing the age of chaos“ beschreibt der amerikanische Zukunftsforscher zu Beginn der Corona-Pandemie ein neues Paradigma, eine Weiterentwicklung von VUCA(DD), das sich mit zunehmender Instabilität auseinandersetzt: BANI.


Das Akronym setzt sich aus den folgenden Begriffen zusammen:


Brittle (Sprödigkeit)


„Sprödigkeit“ bezieht sich auf die Anfälligkeit von Systemen. Es geht nicht mehr nur um Volatilität, sondern um plötzliche und unerwartete Störungen bis hin zur Zerstörung scheinbar stabiler Systeme, die auch globale Kettenreaktionen auslösen können.


Anxious (Verunsicherung)


Mit zunehmender Fragilität wird die Welt auch beängstigender. Dies kann zu Ohnmachtsgefühlen, Hilflosigkeit und einer Art Lähmung führen. Diese Ängste werden unter anderem auch durch Desinformation und Falschmeldungen im Internet ausgelöst.


Non-Linear (Nichtlinearität)


In einer nichtlinearen Welt, so der Autor, existiert keine klare Ursache-Wirkungs-Beziehung mehr – beides ist entkoppelt oder disproportional. Kleinste Ereignisse können unvorhergesehene, komplexe Folgen haben, die manchmal erst später sichtbar werden. Ursachen können nur noch bedingt abgeleitet werden.


Incomprehensible (Unverständlichkeit)


Der menschliche Verstand ist nicht mehr in der Lage, die Komplexität von Informationen und Ereignissen vollständig zu erfassen. Alles beeinflusst sich gegenseitig auf unterschiedlichsten Ebenen.


Das BANI-Modell kann als Werkzeug für Unternehmen und Organisationen dienen, um sie bei der Bewältigung der Herausforderungen der heutigen, von Klimakatastrophen, Pandemien, Kriegsfolgen und Mehrdeutigkeit geprägten Welt zu unterstützen. Es kann auch Führungskräften helfen, Strategien für den Umgang mit Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit zu entwickeln.


Wie unterscheidet sich das BANI-Modell von der VUCA-Welt?


Beide Konzepte beschreiben die Herausforderungen, die sich aus der Arbeit in einer sich rasch verändernden Welt ergeben, aber es gibt einige wesentliche Unterschiede zwischen ihnen.


Das VUCA-Konzept wird seit langem verwendet, um die Volatilität zu beschreiben, die in der Geschäftswelt zur Norm geworden ist.

Das BANI-Modell geht jedoch noch einen Schritt weiter und unterstützt Unternehmen dabei, die chaotischen und völlig unvorhersehbaren Auswirkungen zu berücksichtigen, die ihre Geschäftstätigkeit erheblich beeinflussen können. Von Pandemien und Klimawandel bis hin zu Inflation und kriegerischen Konflikten - Unternehmen müssen lernen, mit vollkommen unvorhersehbaren Krisensituationen umzugehen.


Indem sie diese neue Normalität erkennen und berücksichtigen, können Unternehmen besser darauf vorbereitet sein, wenn diese Herausforderungen eintreten. Da die Geschäftswelt immer volatiler wird, werden Modelle wie BANI für das Management von Unternehmen, die der Zeit voraus sein wollen, immer wichtiger.


Das BANI-Modell hilft Organisationen auch dabei, ihre Schwachstellen zu identifizieren und Strukturen zu entwickeln, um sie zu beheben. Darüber hinaus bietet das Modell einen Denkansatz für die Organisationsentwicklung, der sich grundlegend vom traditionellen linearen Modell unterscheidet. Als solches stellt es ein wertvolles Instrument für das Management in einer chaotischen Welt dar.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das BANI-Modell eine Erweiterung und Anpassung des VUCA-Konzepts ist, um den Anforderungen einer immer unübersichtlicheren und chaotischeren Welt gerecht zu werden. Es bietet Unternehmen und Organisationen eine praktikable Denkweise, um sich auf die sich ständig ändernden und zunehmend unvorhersehbaren Herausforderungen vorzubereiten und entsprechende Strategien und Strukturen zu entwickeln.


Die Bewältigung der BANI-Welt: Gemeinsam stärker


Das Navigieren durch die BANI-Welt mag entmutigend erscheinen, aber wir sind keineswegs dem Chaos ausgeliefert. Führungskräfte und Mitarbeiter*innen können durch die Entwicklung von "Pionier-Qualitäten" und einer bewussten Auseinandersetzung mit ihren eigenen Emotionen und Ängsten die Herausforderungen dieser zunehmend komplexen Welt bewältigen.


Ein Schlüsselelement für mehr Widerstandsfähigkeit in der BANI-Welt ist die Selbstverantwortung der Menschen. Indem sie proaktiv handeln und die Kontrolle über ihr (Berufs-)Leben übernehmen, können sie sowohl persönlich als auch professionell wachsen und die Herausforderungen meistern.


Führungskräfte müssen lernen, Empathie, Intuition, Wertschätzung und Fokus in ihren Führungsstil zu integrieren. Gleichzeitig ist es wichtig, dass sie die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter*innen verstehen und fördern, um eine positive Unternehmenskultur zu schaffen, die den Wandel unterstützt.


Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass Führungskräfte nicht alles alleine bewältigen können und sollten.

Die Zusammenarbeit, der Austausch unter Gleichgesinnten und die Nutzung von Schwarmintelligenz sind entscheidend, um gemeinsam Lösungen für die drängenden Probleme der BANI-Welt zu finden. In diesem Zusammenhang wird lebenslanges Lernen für Führungskräfte und Mitarbeiter*innen noch wichtiger als bisher.


Die westliche Welt kann von den Erfahrungen anderer Länder lernen, die mit schwierigeren Rahmenbedingungen konfrontiert sind. Die Innovationskraft und der Mut, den Menschen in solchen Situationen zeigen, können als Inspiration dienen, um sich den Herausforderungen der BANI-Welt zu stellen.


Letztendlich ist es entscheidend, Ressourcen bereitzustellen, um Führungskräfte und Mitarbeiter*innen in Krisenzeiten widerstandsfähig zu halten. Gemeinsam können wir die Herausforderungen der BANI-Welt bewältigen und erfolgreich in einer immer komplexer und unvorhersehbarer Welt agieren.

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